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Augen zu und durch, oder?
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Das macht gierigen, egoistischen und auf fragwürdigen Genuss bedachten Menschen ja nichts aus, wenn eine Kuh-Mama und ihr Kind um Gnade betteln. Hart und unbarmherzig geht es um Gewinn oder „Genuss“. Es ist traurige Realität was da tagtäglich, stündlich, gerade auch in diesem Moment passiert. Und so was möchte selbst ins Paradies, sich den Himmel verdienen?? Welche Schizophrenie und Schwachsinnigkeit!
.Diese Geschichte ist tatsächlich geschehen. Der einzige Unterschied zwischen Fiktion und Realität ist die Sichtweise, aus der sie erzählt wird.
Die letzte Bitte
Draußen ist es noch dunkel, als mich der Bauer herausführt. Es ist
nicht das erste Mal, dass einige von uns um diese Zeit geholt werden.
Im Stall entsteht eine große Unruhe, denn diejenigen, die fortkamen, kehrten niemals zurück.
Der Bauer treibt mich mit einem Stock an, weil ich eine kleine Rampe
hinauf soll. Ich tue es widerwillig. Ich möchte nicht fort und mein Leib
ist schwer mit meinem Kleinen unter dem Herzen. Drei andere Kühe folgen
mir in diesen Kasten. Wir werden mit Stricken festgebunden und dann
höre ich einen lauten Schlag. Ich erschrecke. Der Lichtschein aus dem
Stall ist verschwunden.
Ein letztes Mal dringen die Stimme des Bauern und die Rufe meiner Schwestern zu mir. Es sind Rufe der Trauer. Auch ich werde sie vermissen. Plötzlich höre ich merkwürdige Geräusche und der Boden beginnt zu wackeln. Mein Kleines bewegt sich. Es ist erschrocken, ich kann es fühlen. Wenn der Mond einmal leer und wieder voll geworden ist, wird es in diese Welt kommen.
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Wir haben Angst. Wir prallen aneinander, weil dieser Kasten
ständig hin- und herschaukelt. Es gibt ein paar kleine Öffnungen, und
als es zu dämmern beginnt, blicke ich hinaus. Ich sehe Felder und
Wiesen, spüre den Luftzug an meinen Nüstern und höre den Gesang der
Vögel. Doch bald verändert sich alles und ich sehe nur noch Häuser.
Wohin werden wir gebracht?
Kommen wir in einen anderen Stall? Ich hoffe es, denn ich bin
müde und möchte mich hinlegen. Ich mache mir Sorgen um mein Kleines. Die
Aufregung tut ihm nicht gut.
Vier Mal war ich schon Mutter. Doch jedes Mal wurde mir mein
Kind nach ein paar Stunden entrissen. Und immer war ich wochenlang
verzweifelt. Ich hoffe, dass es dieses eine Mal anders sein wird und
mein Kleines bei mir bleibt.
Plötzlich bewegt sich der Kasten nicht mehr. Draußen ist es bereits heller Tag und ich blicke durch die Öffnung, um zu sehen, wo wir sind. Im selben Augenblick rieche und fühle ich etwas. Es ist etwas Furchtbares. Ein alles durchdringendes Grauen. Und Blut. Es ist von meinesgleichen. In mir breitet sich Angst aus. Was hat das zu bedeuten? Es dauert nicht lange und dann öffnet sich unser Kasten. Zwei Männer kommen hinein und binden uns los. Immer wieder sausen ihre Stöcke auf uns hinab. Ich wehre mich nicht, denn ich hoffe, dass ich mich bald hinlegen kann. Ich folge den anderen und den Schlägen der Männer und auf einmal sehe ich viele von uns. Ich gehe durch geöffnete Eisenstangen und höre ein klackendes Geräusch.
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Plötzlich weiß ich es: Ich komme nicht in einen anderen Stall, in dem ich mein Kleines zur Welt bringen kann.
Ich werde keine Felder mehr sehen oder das kühle Gras fühlen.
Ich werde nie wieder Sonnenstrahlen auf meinem Fell spüren und
den Mond nicht mehr anblicken, wenn er dick und rund am Himmel hängt.
Und es wird keinen Sommer mehr geben – für mich. Diese Zeit im Jahr, in der ich nicht angebunden im Stall stand.
Ich stoße einen lauten Ruf aus.
Wenn ich sterbe, wird auch mein Kleines sterben.
Das darf nicht sein.
Es hat diese Welt noch nicht gesehen. All die Wunder des
Lebens. Den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang. Die unzähligen Sterne
am Himmel. Das Rauschen des Regens und das dumpfe Grollen der Gewitter,
die ihm vorausgehen. Das Gezwitscher der Vögel und das Plätschern der
Flüsse. Die bunten Bäume im Herbst und die Eiszapfen an der Stalltüre,
wenn der Winter ins Land gezogen ist.
Es muss leben.
Verzweifelt bleibe ich stehen.
Ich bin die Letzte in einer langen Reihe.
Wohin werden wir geführt? Ich schaue mich um, aber ich sehe nur die
anderen vor mir und neben mir, durch eine Eisenstange getrennt.
Ich blicke in die Augen eines Bruders.
Er spürt das Gleiche.
Das Grauen.
Die Männer sind grob. Immer wieder gehen
sie durch die Reihen und treiben die anderen an. Aber niemand von uns
will weitergehen in diese furchterfüllte Ungewissheit. Trotzdem bewegen
sich alle zögerlich vorwärts. Ich höre klagende Rufe. Ein Mann hält
etwas in den Händen – es ist kein Stock*. Aber wenn er jemanden von uns
damit berührt, geht es ein Stück voran.
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Mein Kleines wird immer unruhiger. Es bewegt sich ständig. Ich
versuche es zu besänftigen, während ich verzweifelt nach einem Ausweg
suche. Vielleicht gibt es eine andere Öffnung, an den Eisenstangen
entlang. Ich gehe langsam vorwärts, aber meine Hoffnung versiegt.
Es gibt keinen Ausweg.
Das kann nicht sein.
Mein Kleines muss leben.
Ich bleibe stehen und dann lege ich mich hin.
Ich bin so müde.
Aber ich beginne zu rufen.
Die Männer werden mich verstehen.
Sie werden meinen Leib sehen und wissen, dass dort neues Leben wächst.
Sie werden uns nichts tun.
Jetzt kommt einer der Männer zu mir. Er hält etwas in der Hand, das wie ein Stock* aussieht.
Ich blicke ihn an, aber er scheint durch mich hindurchzusehen.
Bitte, lass uns leben.
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Der Mann berührt mich mit diesem
Gegenstand in seiner Hand und plötzlich fährt ein Schmerz durch meinen
Körper. Ich brülle auf und mein Kleines strampelt verzweifelt.
Es kommt noch ein Mann mit einem Stock. Er schlägt mir auf den Kopf.
Bitte, lass uns leben.
Ich stehe nicht auf.
Ich will, dass mein Kleines leben kann. Es darf nicht sterben.
Die Männer müssen das doch verstehen?
Wieder berührt mich etwas und erneut spüre ich diesen Schmerz in jeder Faser meines Körpers.
Ich rufe immer mehr, so laut ich kann.
Bitte, lasst uns leben.
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Jetzt spüre ich auch Schmerzen in meinem Leib, weil das Kleine so um sich schlägt. Es hat große Angst.
Ich will es beruhigen, aber ich kann nicht.
Ich fürchte mich doch genauso.
Wieder versuche ich einen der Männer anzublicken und stoße einen verzweifelten Ruf aus.
Er schlägt mit seinem Stock auf mich ein.
Jetzt kommt ein dritter Mann.
Er sieht mich an.
Er schlägt oder berührt mich nicht.
Ich sehe, wie sein Blick über meinen Körper gleitet.
Er hat es gesehen. Das Leben in mir.
Bitte, lass uns leben.
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An seinem Blick erkenne ich, dass er meine Bitte nicht erfüllen wird.
Er geht fort.
Die Männer haben aufgehört, mir wehzutun.
Ein Luftzug streift mein Fell und ich hebe den Kopf.
Ich sehe ein Stück Himmel mit ein paar tanzenden Wolken.
Dann blicke ich den Mann an, der zurückgekehrt ist und einen großen Gegenstand in seinen Händen hält.
Ich weiß, dass es keine Hoffnung mehr gibt.
Ich habe es in seinen Augen gesehen.
Ich senke den Kopf und denke an mein Kleines.
Ich möchte es beschützen.
Noch einmal blicke ich in die Augen des Mannes.
Nimm mein Leben, aber bitte, lass mein Kleines leben.
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Dies ist eine wahre Geschichte, die sich tagtäglich überall auf
der Welt in dieser oder einer ähnlichen Form wiederholt. Es sind
fühlende Individuen, werdende Mütter, die dieses Martyrium erleiden
müssen, genauso wie das ungeborene Leben in ihrem Leib.
Allein in Deutschland sterben jährlich ca.180.000 ungeborene Kälber. Sie müssen den Tod ihrer Mutter miterleben und ersticken anschließend qualvoll. Bis zu einer halben Stunde kann dieses Ersticken dauern. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die meisten Bauern lassen ihre Kühe nicht untersuchen, bevor sie zur Schlachtung geschickt werden. Oftmals sind die Bauern keinesfalls unwissend, denn auch hochträchtige Kühe kommen zum Schlachthof.
Für hochträchtige Kühe (ab dem dritten Trimester) gilt
eigentlich seit letztem Jahr ein Transportverbot. Es gibt leider Bauern,
die es missachten (eine Kuh wird nach Gewicht bezahlt) und sobald das
Tier auf dem Gelände des jeweiligen Schlachthofes ankommt, gilt das
Seuchenschutzgesetz, d. h., das Tier kann nicht zurückgeschickt werden.
Die Schlachtung trächtiger Kühe ist eines der finstersten Kapitel der Milchindustrie.
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Selbst wenn ich noch alles Mögliche an menschlicher Interpretation oder
Ausdrucksform in dieser Geschichte streichen würde – es bleibt die
Realität: Ein Lebewesen in Todesangst um sein eigenes Leben und das
seines Kleinen.
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„Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.“ Dieser Satz von Albert Schweizer passt auch zu dieser Tragödie, die das Wesen Mensch dem Wesen Tier antut.
N.B. * „Er hält etwas in der Hand, das wie ein Stock aussieht.“ – Gemeint ist hier der sogenannte „Elektrotreiber“.
Zur Info:
www.welt.de/politik/deutschlan…
Bitte unterstützen Sie den Aufruf:
www.peta.de/schlachtung-schwan…
Bitte: Verzichten Sie auf den Konsum von Fleisch und Milchprodukten. Die Milchindustrie fördert die Fleischindustrie, da eine Kuh kalben muss, um Milch zu geben. Dadurch entsteht eine „Überproduktion“ an Kalbfleisch. Es ist Muttermilch – für das Kälbchen der Kuh bestimmt, welches sie in herkömmlichen Betrieben nicht einmal einen Tag lang behalten darf.
Stellen Sie sich vor, man würde einer menschlichen Mutter so etwas antun und ihre Milch einer anderen Art geben. Verrückt? Verrückt ist das, was der Mensch den Tieren antut.
Copyright (c) Daniela Böhmwww.danielaböhm.com
Copyright Bilder (c) Daniela Böhm