Kirche und Tierschutz:
E I N E U N E N D L I C H ( E ) T R A U R I G E G E S C H I C H T E
Von Ulrich Dittmann, Arbeitskreis für humanen Tierschutz und gegen Tierversuche e.V.
Einleitend sei Arthur Schopenhauer zitiert: »Himmelschreiende Ruchlosigkeit, mit welcher der christliche Pöbel gegen Tiere verfährt, sie lachend tötet, verstümmelt oder martert«.
Zu ergänzen wäre dazu lediglich: Und die Kronjuwelen der »Krone der Schöpfung«, die Pfaffen im schwarzen Gewand, segnen all das unchristliche Wüten der Dornenkrone Mensch per hoheitsvoll zelebrierten anthropozentrischen Kanzelreden ab. Gibt es für den Menschen noch eine größere Lust und Freude, als die öffentliche, hochpriesterliche Würdigung des eigenen Tuns und die Bestätigung des einzigartigen Wertes des Homo sapiens?
Lebensverachtende Formulierungen, wie im katholischen Katechismus gebraucht, fordern förmlich, gar wörtlich dazu auf, Leid und Schmerz empfindende tierische Mitgeschöpfe als bloße »Ressourcen« anzusehen.
Tiermord segnende Geistliche bei den - die Hubertuslegende verfälschenden – so genannten »Hubertusmessen« kehren die so pharisäerhaft propagierte »christliche Nächstenliebe« mit weihevoll verbrämten Worten förmlich in den Dreck.
Hubertusmessen:
Der Priester segnet die Jäger, der umgebrachte Hirsch liegt vor dem Altar
Ein Priester segnet die getöteten Hasen -
mit Jesus und seiner Lehre hat das nichts zu tun!
»Hubertus, warum jagst du mich«?
Der Legende nach erblickte Hubertus im Geweih des Hirsches ein Kreuz und entsagte fortan der Jagd.
Wer, wenn nicht die Amtskirchen, die auf ihren angehäuften weltlichen Schätzen brütenden selbsternannten Vertreter des Christentums, wäre mehr prädestiniert, sich unmissverständlich und engagiert für die von Gott geschaffene Welt mit all ihren Geschöpfen - Menschen wie Tieren und Pflanzen - einzusetzen? Jesus wäre gewiss an ihrer Seite!
Oder kann man sich einen jagenden Jesus mit einem Gewehr vorstellen, der mit vor Schießgier zittriger Hand Hasen, Rehe (oder auch böse Jagdkonkurrenz - »Raubzeug«, wie Nachbars Katze oder Hund) und anderes Getier »anschweißt«, d.h. verletzt, verkrüppelt? Denn viele Tiere bleiben nicht sofort tot »im Feuer« liegen, sondern krepieren erst elend nach Tagen oder Wochen unter furchtbaren Qualen. Oder einen Jesus mit einem Metzgermesser in der Hand, oder eilfertig ein Skalpell führend, tiefgebeugt über einem aufgeschnittenen, stöhnenden Versuchstier, abgeschottet hinter Stahltüren der hauptsächlich an ihren Dividenden interessierten Pharmaindustrie?
Oder können Sie sich einen Jesus vorstellen, von Ammoniakdünsten umwabert, in den KZ-Hühnerhaltungen zuerst die Eier einsammelnd, danach durch Tierleichen watend die noch lebenden ausgelaugten Tierkörper knochenbrechend in Plastikkörbe verpackend, dann schließlich mit einem Metzgermesser in der Hand in einem Schlachthaus?War es nicht Jesus, der Krämerseelen und Kleingläubige mit heißem Herzen aus dem Tempel jagte? Geheime alte Schriften zeugen von einer umfassenden Tierliebe Jesu. Weshalb werden diese unterschlagen und von der Amtskirche nicht anerkannt?
Weil man es sich seit Jahrhunderten zusammen mit weltlichen Machthabern - Wasser predigend, Wein saufend - bequem eingerichtet hat und ungern Pfründe freiwillig aufkündigt. Statt sich mit Macht und heiligem Zorn für die Gesamtgeschöpflichkeit Gottes einzusetzen, ist die Amtskirche für die Schreie der geschändeten Kreatur taub. Seit jeher sind von ihr bestenfalls laue Lippenbekenntnisse zu vernehmen - von einigen wenigen mutigen kirchlichen Stimmen einmal abgesehen, die in letzter Konsequenz gar enttäuscht den Kirchendienst verlassen, wie die Theologin und engagierte Tierschützerin Christa Blanke. Große Hochachtung vor dieser Pfarrerin!
Anbiedernd und servil redet man vielfach in kirchlichen Kreisen beispielsweise auch extremistischen islamischen und mosaischen Riten des grauenvollen betäubungslosen Abmetzeln von Tieren (Schächten) nach dem Munde, unterstützt moralisch in verschiedensten Bereichen übelste Tierschinderei - oder praktiziert solche gar selbst, zum Beispiel als Träger der schwarzen Priesterkutte und des grünen Jägerkittels in Personalunion.
Vielleicht als schöngeistigen Ausgleich präsentiert man im Gegenzug dafür den Gläubigen Jahr für Jahr ein rührseliges, öffentlich aufgeführtes Bühnenstück im Altarraum: ein harmonisches Miteinander zwischen göttlichem Christkindlein in der Krippe und den Tieren. Ochs, Esel und Schafe sind die standardisierten auserwählten Mitgeschöpfe, die einmal jährlich anbetend zusammen mit Hirten und Königen geschützt und friedlich Jesus zu Füßen liegen dürfen.
Die Realität des heutigen, verlogenen, brutalen Alltagsgeschehens, dem die Tiere ansonsten millionenfach ausgesetzt sind, findet hingegen kaum Erwähnung.
Die Amtskirche braucht bei Laune gehaltene Christen, gutmütige, unkritische Zahler der Kirchensteuer, zwangseingetrieben von Vater Staat - ein sich gegenseitig seit Jahrhunderten genial (unter-)stützendes Konglomerat. Doch die Fassade bröckelt. Immer mehr ernsthafte Christen erwachen aus tradierter Duldungsstarre und drängen befreit aus den Fesseln der Amtskirche.
So auch Hans Apel. Der einstige Bundesminister für Verteidigung und für Finanzen, sowie ehemaliger evangelischer Kirchenvorstand, ist aus der Amtskirche aus- und in eine Freikirche eingetreten. In seinem Buch »Volkskirche ohne Volk« (Brunnen-Verlag. 14,95 Euro) stellt er fest: »Wenn Menschen nach Gott suchen, suchen sie immer weniger bei der Evangelischen Kirche.(...) Neue Religiosität manifestiert sich vor allem außerhalb der beiden Großkirchen.«
Und er liest der Amtkirche die Leviten: »Für ihr weit gespanntes Netz ihrer Sozialeinrichtungen - Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser - zahlen der Staat und ihre Benutzer bis zu 95 Prozent der anfallenden Kosten. Insofern werden die Kirchensteuerzahler systematisch belogen, wenn ihnen vorgegaukelt wird, nur durch ihre Zahlungen würde die sozialkaritative Arbeit der beiden Großkirchen ermöglicht«. Und weiter: »... kirchliche Außenseiter (Anmerkung: Siehe beispielsweise die Urchristliche Vereinigung »Universelles Leben«, die u.a. vorbildlich aktiven Tierschutz praktiziert) und Sinnvermittler, die neu auf den Markt drängen, sollen durch Verleumdungen und Verdächtigungen kleingehalten werden.« Die »Drecksarbeit« der »Sektenbeauftragten« - so Apel wörtlich - werde die Volkskirche aber nicht retten.
Die einstige und heutige Amtskirche, armselig fixiert auf die »Krone der Schöpfung« und unfähig, über den Tellerrand anthropozentrischen Denkens zu blicken, ist leider ein unglaubwürdiger Torso. Menschen- und Tierschutz gehören in göttlichem Sinne untrennbar zusammen. - Und Christsein definiert sich keinesfalls zwingend über die Zugehörigkeit zu einer Großkirche!
Dieser schmerzhafte Lernprozess wird der Kirche nicht erspart bleiben. Verwiesen wird auf weiterführende Literatur von Eugen Drewermann, Karlheinz Deschner und Hubertus Mynarek.
Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus der Zeitschrift »Schutz für Mensch, Tier und Umwelt«, Dez. 2004
Jesus liebte die Tiere und trieb die Tierhändler mit der Peitsche aus dem Tempel. Die Tiere ließ er frei.
Jesus befreit die Opfertiere im Tempel: »Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht!«
(Markus 11,17)
»Der Genuss des Tierfleisches war bis zur Sintflut unbekannt, aber seit der Sintflut hat man uns die Fasern und stinkenden Säfte des Tierfleisches in den Mund gestopft....
Jesus Christus, welcher erschien, als die Zeit erfüllt war, hat das Ende wieder mit dem Anfang verknüpft, so dass es uns jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tierfleisch zu essen.«
Hieronymus (331 - 420), Übersetzer der Bibel
Gruß Hubert
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